Interview mit Landrätin Petra Köpping

"Die Perspektive ist sehr gut"

Wo sehen Sie die Berührungspunkte von Kultur und Umwelt?
Gerade im Leipziger Landkreis sind die Berührungspunkte zahlreich. Wir sind Braunkohlegebiet gewesen, 30.000 Menschen arbeiteten hier in der Region im Tagebau. Die Kohleförderung war wirtschaftlich wohl notwendig, hat aber eine Umwelt hinterlassen, die uns im negativen Sinne berühmt gemacht hat.
Auf der anderen Seite ist auch die Kultur berühmt, positiv berühmt. Auch da hat der Bergbau eine Menge hinterlassen. Ich nenne als Beispiel das Kulturhaus in Böhlen. Davon gab es ja nicht allzu viele in der DDR, im Moment ist es sogar eins der wenigen, die überhaupt noch existieren. Es hatte symbolischen Charakter gehabt, dass man hier Kultur ansiedelte, um einen Ausgleich zu schaffen. Daher resultiert auch das kulturelle Engagement von Bürgerinnen und Bürger.

Sie haben es angesprochen: Der Südraum Leipzigs ist ein Problemgebiet gewesen. Inwiefern war das eine besonders schwere Ausgangssituation?
In der Umwelt war die Situation gar nicht so schwierig, eher im Gegenteil. Die Menschen waren sich bewusst, dass sich etwas verändern muss; sie wollen ja hier weiterleben. Für Umweltmaßnahmen gibt es daher eine große Akzeptanz. Im Grunde sieht es im Bereich der Kultur ähnlich aus. Die ist in den zehn Jahren nach der Wiedervereinigung auch zu einem wichtigen Arbeitgeber in der Region geworden.

Wie steht es denn derzeit um Kultur und Umwelt im Leipziger Land?
Zufrieden kann man nie sein. Aber wir haben viel auf den Weg gebracht. Auch und gerade mit der Kultur- und Umweltstiftung wollen wir eine Vielzahl von Projekten und Initiativen unterstützen. Vor allem, da die Wirtschaftslage im Leipziger Landkreis besonders dramatisch ist, und die Mittel daher knapp sind. Wir stehen in Sachsen an zweiter Stelle, was die Arbeitslosenzahlen betrifft. Das ist eine unrühmliche Spitzenrolle, sagt aber eben aus, wie wichtig Unterstützung gerade auch für ehrenamtliche Tätigkeiten ist. Die sind wahnsinnig wichtig. Denn wenn die sinnvollen Freizeitangebote wegbrechen, was soll dann der Bürger noch für eine Notwendigkeit sehen, hier zu bleiben?

Sie versprühen jederzeit Optimismus. Wo sehen Sie denn Kultur und Umwelt in Ihrem Landkreis mittel- und langfristig?
Ich bin in der Tat sehr optimistisch. Es gibt eben eine Übergangszeit, eine Durststrecke. Und diejenigen, die den Durst verspüren, die haben natürlich keine Geduld. Deshalb muss es uns einfach gelingen, kurz-, mittel-, und langfristige Aufgaben miteinander zu verknüpfen. Aber die Perspektive für den Südraum ist sehr gut, mit den ersten Industrie- und Gewerbeansiedlungen, mit der Entstehung der Seenlandschaft, mit der Entstehung von Freizeitangeboten und Tourismus - und der dazugehörigen Kultur, die natürlich unmittelbar geknüpft ist an die Umweltbedingungen.

Wo sehen Sie vor allem Potenziale?
Wir haben hier eine Gegend, ich nenne sie mal den Süden vom Süden, das Kohrener Land, da liegt die fertige Landschaft schon vor uns. Und dann gibt es den Südraum, die Bergbauregion. Das ist ein Spannungsfeld, das schon eine Menge Menschen interessiert. Nur verstehen wir es manchmal noch nicht gut genug, das zu vermarkten. Ein Anspruch in diesem Zusammenhang ist es, eine Verbindung aufzuzeigen zwischen dem Vorhandenen, und dem, was wir schaffen.
Ein weiterer Bereich ist die Stadt Leipzig, von der wir natürlich partizipieren, die uns aber auch braucht. Wir wollen gerade den Wasserverbund vom Zentrum bis in den Südraum schaffen.

Was kann die Stiftung tun?
Das, was sie auch jetzt schon gemacht hat. Sie hat vorhandene Kultureinrichtungen und ökologische Einrichtungen unterstützt. Aber natürlich versuchen wir mit der Stiftung Anschub zu geben und nicht Dauerförderer zu werden. Es müssen sich Vorhaben herauskristallisieren, die selbsttragend werden.
Die Nachhaltigkeit ist ganz wichtig. Deshalb müssen die Konzepte sehr genau geprüft werden, und das passiert in der Stiftung auch.

Und wie gewichten Sie Kultur und Umwelt, was die Stiftungsarbeit angeht?
Ich würde das gerne abhängig machen von den Projekten. Man kann mal ein Projekt haben, sowohl aus der Kultur als auch aus der Umwelt, das den Rahmen sprengt.
Da sollte man sich aber dennoch dafür entscheiden können. Man kann das ja im folgenden Jahr wieder ausgleichen. Einen gewissen Ausgleich sollte man immer finden.

Natürlich interessieren immer auch persönliche Erfahrungen. Wie nutzen Sie denn die Kulturangebote im Leipziger Land?
Viel zu wenig, ich gebe es zu. Das hängt einfach mit meiner Zeit zusammen. Durch mein Amt und die damit verbundenen Aufgaben sehe ich natürlich sehr viel. So bin ich zum Fasching in Pegau oder in Kohren-Sahlis zum Töpfermarkt. Da stelle ich dann mitunter entsetzt fest: Die Veranstaltungen sind wirklich super, doch die Öffentlichkeitsarbeit und der Bekanntheitsgrad bei uns in der Region, die sind noch nicht gut genug. Deshalb arbeiten wir im Landkreis auch gerade an einem Marketingkonzept.

Finden Sie auch Zeit für Ausflüge in die Natur des Landkreises?
Private Ausflüge sind aus Zeitgründen leider selten, aber in meiner Tätigkeit finden Besuche und Besichtigungen oft statt. Ich versuche natürlich auch, bei bestimmten Anlässen meinen Mann oder meinen 14-jährigen Sohn mitzunehmen. Der 21-jährige Sohn und die 25-jährige Tochter sind ja schon aus dem Haus.

Weggezogen?
Sie machen gerade ihre "Welterfahrung" in Trier und Hamburg. Das finde ich auch richtig so. Aber ich hoffe natürlich, dass sie wiederkommen.

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