Kommandant-Prendel-Orden ins Leben gerufen

Kultur- und Umweltstiftung würdigt langjähriges ehrenamtliches Engagement für die lebendige Erinnerung an die Völkerschacht bei Leipzig

Leipzig/Liebertwolkwitz, der 17. Oktober 2015. Erstmals ehrte die Kultur- und Umweltstiftung Leipziger Land der Sparkasse Leipzig am Samstag 14 Vertreterinnen und Vertreter von Vereinen und Verbänden, die die Völkerschlacht des Jahres 1813 in lebendiger Erinnerung halten, mit dem Kommandant-Prendel-Kreuz. Mit dieser Auszeichnung, die im Rahmen des 35. Jahrestages des Interessenvereins Völkerschlacht bei Leipzig 1813 e. V. in Liebertwolkwitz vergeben wurde, werden die Geehrten zugleich Mitglieder des Kommandant-Prendel-Ordens, der in diesem Jahr ins Leben gerufen wurde und an Victor Anton Franz von Prendel erinnert, der nach den Kampfhandlungen Stadtkommandant von Leipzig war: "Wir wollen damit künftig kontinuierlich würdigen, was eigentlich schon längst zu würdigen war: dass sich zahlreiche Menschen oft über Jahrzehnte hinweg aufopferungsvoll ehrenamtlich engagieren, um die Erinnerung an die Tage der Völkerschlacht wachzuhalten", erklärte Stephan Seeger, Geschäftsführender Vorstand der Kultur- und Umweltstiftung: "Sie tun dies immer im Bewusstsein, dass sich die Völker unseres Kontinents nie wieder auf dem Schlachtfeld begegnen dürfen, und fördern deshalb mit ihrer Arbeit, mit Veranstaltungen, Ausstellungen und Forschungsarbeit die Verständigung im gemeinsamen Haus Europa."

Zu den in diesem Jahr mit dem Kommandant-Prendel-Orden Geehrten gehören unter anderem Wolf-Dieter Schmidt, Präsident des Interessenvereins Völkerschlacht bei Leipzig 1813 e. V., Wolfgang Gerlach, Vorsitzender des Fördervereins Historisches Torhaus zu Markkleeberg 1813 e. V., Frank Hübler von der Kayserlich Russisch - Deutschen Legion e. V., Alexsey Arschinov, Vizepräsident der Internationalen Militär-Historischen Assoziation Moskau sowie Elena Semenishcheva vom Staatlichen militär-historischen Borodinomuseum-Naturschutzgebiet. Posthum wurde der im Sommer 2015 plötzlich verstorbene Ingo Landleiter mit dem Kommandant-Prendel-Kreuz ausgezeichnet. Landleiter galt als "Urgestein" in den Reihen der Erinnerungs- und Gedenkvereine. Regelmäßig streifte er bei Gedenkveranstaltungen und Schlachtnachstellungen die Uniform des Kommandanten Prendel über. "Unvergessen ist sein Engagement zum 185-jährigen Gedenken 1998 sowie seine Unterstützung beim 200-jährigen Völkerschlacht-Gedenken der Sparkassenstiftung im Jahr 2013", würdigte Stephan Seeger den Verstorbenen. Auf Landleiters ursprüngliche Idee, Kommandant Prendel mit einem Denkmal in Leipzig zu ehren, geht auch die Gründung des Kommandant-Prendel-Ordens zurück.

Der Orden trägt den Namen des gebürtigen Österreichers Victor Anton Franz von Prendel (1766 - 1852), während der Völkerschlacht General der Kaiserlich Russischen Armee und anschließend von Zar Alexander I. berufener Stadtkommandant von Leipzig. Ihm oblag es, in den Monaten nach den Kampfhandlungen die Bestattung der Toten und die Versorgung der Verwundeten zu organisieren sowie in der Stadt das wirtschaftliche und kulturelle Leben neu zu errichten. Historischen Quellen zufolge erfüllte er diese Aufgabe mit unbürokratischer Vermittlung zwischen den fremden Soldaten und den Einwohnern der Stadt, mit notwendiger Strenge und väterlicher Fürsorge, ungeachtet von Herkunft, Stand oder Nationalität des Einzelnen. Nach seiner Abberufung im November 1814 verlieh ihm der Rat der Stadt Leipzig die Ehrenbürgerschaft. "In diesem Sinne ist Kommandant Prendel ein idealer Namensgeber für das, was wir mit der Gründung des Ordens erreichen wollen: ein Zeichen zu setzen für die Verständigung zwischen Menschen aus unterschiedlichen Nationen und Völkern", so Seeger und hob die Auszeichnung der beiden russischen Gäste besonders hervor.

Die Kultur- und Umweltstiftung Leipziger Land der Sparkasse Leipzig fördert seit ihrer Gründung 1998 regelmäßig regionale Vereine, Initiativen und Institutionen, die sich der Erinnerungsarbeit an die Völkerschlacht bei Leipzig verpflichtet fühlen. Allein zwischen 2011 und 2013 unterstützte die Stiftung die Vorbereitung und Durchführung von Gedenkveranstaltungen zum 200. Jahrestag der Völkerschlacht mit über 250.000 Euro und richtete selbst vom 16. bis 19. Oktober 2013 ein Gedenktreffen mit den Nachfahren der in die Völkerschlacht involvierten Fürstenhäuser aus. Das in diesem Rahmen unterzeichnete "Kommuniqué der europäischen Fürstenhäuser", das die europäische Verständigung betont, bildet den geistigen Horizont für die Wahl von Mitgliedern des Kommandant-Prendel-Ordens und ist deshalb als Anhang Bestandteil der Ordens-Satzung. Zukünftig wird das Kommandant-Prendel-Kreuz einmal jährlich international verliehen. Der Auszuzeichnende muss im Verleihungsjahr das 40. Lebensjahr vollendet und sich seit mindestens fünfzehn Jahren herausragend für das Gedenken an die Völkerschlacht engagiert haben. Die Träger des Kommandant-Prendel-Kreuzes sind sogleich Mitglieder des Ordenskapitels. Neben dem Kreuz, wird ab dem kommenden Jahr auch die dotierte Kommandant-Prendel-Medaille an jeweils höchstens drei Personen je Jahr vergeben. Die Auszuzeichnenden müssen sich seit mindestens fünf Jahren herausragend engagiert haben bzw. sich mit einem herausragenden Einzelprojekt verdient gemacht haben. Mit der einmaligen Vergabe von vierzehn Kommandant-Prendel-Kreuzen in diesem Jahr soll das Aufwachsen des Ordenskapitels gewährleistet werden.

Weitere Informationen (Satzung, Ordensträger, Kommuniqué der Fürstenhäuser) finden Sie hier.